Freitag, 16. August 2013

Wüstensand

Trotz Vorhersage schweisstreibender Temperaturen wagen wir uns nach Yazd. Yazd ist eine schmucke Stadt am Rande der Wüste mit einer sehr langen Geschichte. Durch seine Lage am Handelsweg nach Indien kam dem Ort bereits früh eine wichtige Bedeutung zu. Auch Marco Polo berichtete über die ausgedehnte Seidenproduktion, für die Yazd noch heute bekannt ist.

Wir geniessen es hier, durch die Gassen der Altstadt zu bummeln. Ähnlich wie in Kashan bestehen die Häuser aus Lehm. Die Gassen sind meist verlassen, ab und zu begegnen wir einer Frau im Tschador. Orient, wie er im Bilderbuch steht.

Eine besondere Sehenswürdigkeit in Yazd ist der Tempel der Zarathustrier, Anhänger der Vorläuferreligion des Islam im Iran. Im Tempel brennt das ewige Feuer, der Überlieferung nach seit 470 n. Chr. Während die Zarathustrier in den meisten anderen Regionen des Irans längst konvertiert sind, leben in Yazd und Umgebung noch immer mehrere Tausend von ihnen. Im Mittelpunkt steht heute der Glaube an einen guten, gerechten und allwissenden Gott Ahura Mazda. Ihm wird gedient, indem man gut denkt, gut handelt und gut spricht. Dies könnte ein Grund sein, weshalb die Yazdi im Iran als besonders aufrichtige und verlässliche Menschen gelten.

Rund um Yazd bestehen zahlreiche Qanate, unterirdische Wasserrinnen, die das lebenswichtige Element vom Fusse eines Berges zu Oasendörfer führen. Bereits vor 3000 Jahren wurden die Qanate im Hochland des Irans entwickelt - eine technische Meisterleistung. Um 1950 gab es im Iran noch 50.000 dieser Stollen, die 40 Prozent aller Dörfer des Landes bewässerten. Auch wenn die Zahl der betriebenen Qanate mittlerweile stark zurückgegangen sind, spielen sie in der Wüstenregion rund um Yazd noch eine wichtige Rolle. Das Wassermuseum in Yazd vermittelt einen guten Eindruck in diese kulturlandschaftliche Besonderheit und ist ein Besuch wert.

So nah nutzen auch wir die Gelegenheit, etwas Wüstenluft zu schnuppern. Zusammen mit unserem Guide und dessen Assistenten fahren wir gegen Abend los, um in der Wüste zu campieren. Nachdem wir im Iranischen Hochland bis jetzt jeden Tag sonniges Wetter ohne eine einzige Wolke hatten (und wirklich, wir wären einige Male froh gewesen um ein paar schattenspendende Wölkchen) ziehen genau zum Zeitpunkt, als wir in die Wüste losfahren - unter anderem um Sterne zu gucken - Wolken auf. Ich ahne das schlimmste und verfluche das Wetter (es ist halt alles einfacher, wenn die Sonne scheint). Da uns der Guide eine halbe Stunde zu spät abholt und wir noch den Sonnenuntergang in der Wüste sehen möchten, brettert er mit 160 Stundenkilometer Richtung Bafq. Es ist besser, nicht hinzuschauen, wie er fährt. Da bestaune ich lieber die Oasendörfchen, an denen wir vorbeibrasen. Kleine Siedlungen, umsäumt von Dattelpalmen und Pistazien-Sträuchern. Und auf der Strasse ab und zu mal ein Schild, das vor frei herumlaufenden Kamelen warnt. Am Rande der Wüste angekommen, schwingen wir uns als erstes aufs Kamel, um alibimässig ein bisschen zu reiten. Nach 10 Minuten steigen wir ab, und gehen den Rest auf die Spitze der Düne zu Fuss. Oben angekommen breitet sich die Wüste vor uns aus wie ein Perserteppich - wunderschön. Zu schade, dass wir trotz dem Bleifuss unseres Guides den Sonnenuntergang verpassen.

Zurück im Camp sind wir hungrig und freuen uns auf das Abendessen. Der Bleifuss macht es sich aber sehr einfach. Wir erhalten einen russischen Fertigsalat der vor Mayonnaise trieft und Toastbrot (ungetoastet, versteht sich). Wir bestaunen noch etwas die Sterne (die Wolken kommen und gehen) und gehen dann ein bisschen hungrig schlafen. Das mit dem Schlafen ist aber so eine Sache. Der Boden ist hart - als Unterlage dient ein Perserteppich und eine Wolldecke. Zudem windet es wahnsinnig stark, so dass uns trotz der warmen Temperaturen fröstelt. Trotzdem - der Ausflug und das campieren lohnen sich auf jeden Fall. Barfuss durch den warmen Sand gehen, die Dünen bestaunen, das Gefühl der Einsamkeit - ein schönes Erlebnis.

Auf der Rückfahrt werden wir von der Polizei rausgewunken. Nein, es ist nicht die Verkehrspolizei, sondern die Drogenpolizei, die eine Razzia macht. Auf der Route werden von Afgahnistan Drogen ins Land geschmuggelt. Ab einer gewissen Menge gilt auf Drogenbesitz im Iran die Todesstrafe. Nach einer kurzen Ausweiskontrolle können wir weiterfahren. Anders als der Lkw der dort steht und gerade in 1000 Einzelteile gelegt wird. Bewacht von einem Polizisten mit einer Kalaschnikow. Nicht, dass ich das Gewehr als solches erkannt hätte. Jonas aber ist sichtlich begeistert, eine Waffe die er bis jetzt nur aus Filmen kennt mal in natura zu sehen.

Und kulinarisch?
Yazd ist bekannt für seine Süssspeisen. Sehr süsse Gebäcke - wahlweise mit Mandeln
oder Pistazien und sehr sehr viel Zucker.












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